Pressemitteilung zum Kampagnenstart

Pressemitteilung
Landesverband Berlin e.V.                                                                                         24.01.2014

Mobilität ist Menschenrecht – „Ticketteilen.org“ fördert solidarisches Handeln

NaturFreunde Berlin starten Kampagne Ticketteilen

Zur heute beginnenden Aktion der NaturFreunde Berlin „Ticketteilen“ erklärt der stellvertretende Vorsitzende der NaturFreunde Berlin, Uwe Hiksch:

Berlin – 24.01.2014 –

Mit der Aktion „Ticketteilen“ wollen die NaturFreunde erreichen, das über Mobilität in urbanen Großräumen intensiver diskutiert wird.Mobilität ist ein Menschenrecht. Viele aber sind aufgrund von sozialen Benachteiligungen in ihrer Mobilität eingeschränkt. Mit der Aktion „Ticketteilen“ wollen die NaturFreunde eine ganz einfache Möglichkeit für alltägliches solidarisches Handeln fördern und gleichzeitig die zunehmende Armut sowie die stetige Kriminalisierung von Menschen wegen des „Fahrens ohne Ticket“ thematisieren.

Unsere Kampagne fordert ein „Recht auf Mobilität in der Stadt“ ein und soll auf die Hintergründe und Folgen des „Fahrens ohne Fahrschein“ aufmerksam machen. Erst in dieser Woche hat der Vorfall auf dem U-Bahnhof Herrmannplatz deutlich gezeigt in welche präkere Lage Menschen in unserer Stadt kommen können, nur weil Sie verdächtigt werden ohne Fahrschein zu fahren.

Viele Berlinerinnen und Berliner sind aufgrund mangelnder Mobilität vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen oder darauf angewiesen ohne Ticket zu fahren, um nicht vollständig ins soziale Abseits zu geraten. Das betrifft junge Leute, die mit ihren Freunden unterwegs sein möchten, genauso wie Menschen, die unter das Asylbewerberleistungsgesetz fallen oder die durch den zunehmende Sozialabbau und immer geringere Einkommen jeden Euro „drei Mal umdrehen“ müssen. So haben Menschen, die ALG-II- beziehen ganze 19,20 € pro Monat für die Nutzung des Nahverkehrs zur Verfügung.
Die NaturFreunde wollen Besitzerinnen und Besitzer von Umweltkarten anregen, durch einen Button mit der Aufschrift „Ticketteilen“  dazu einzuladen, das Angebot der BVG, dass an Wochenenden und Feiertagen von 20.00 bis 6.00 Uhr und Mo- Freitag ab 20:00 Uhr zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder mit einer Umweltkarte gemeinsam die Verkehrsmittel der BVG nutzen können, auch intensiv wahrzunehmen.
Gleichzeitig wollen die NaturFreunde Menschen zusammenbringen und Fahrgäste ohne Fahrschein dazu ermuntern, mit Monatskartenbesitzenden mobiler zu werden. Nicht als Bittsteller, sondern als Eingeladene, den Fahrschein gemeinsam zu nutzen ist das Ziel dieser Aktion.

Kriminalisierung beenden: mehr als 228 000 Strafen wegen fehlenden Fahrscheinen
Nach Aussagen der BVG wurden 2014 insgesamt 228.727 Menschen ohne Fahrschein in den öffentlichen Verkehrsmitteln der BVG „erwischt“. Dafür setzt die BVG insgesamt rund 120 Kontrolleure ein. In diesem Jahr sollen weitere 20 Kontrolleure eingestellt werden.
Bei 1667 Betroffenen wurde Strafanzeige gestellt, da sie die geforderten 40 Euro Strafe nicht bezahlen konnten oder wollten. Oft sind obdachlose Menschen, davon betroffen, sie fahren ohne Fahrschein, weil die für sie zu teuer sind, werden kontrolliert, haben keine gültigen Ausweispapiere und so fort. Gleichzeitig können sie die horrenden Strafen bei einer Kontrolle nicht bezahlen. Sie werden wegen ‚Erschleichen von Leistungen‘ (§ 265a Strafgesetzbuch) angezeigt und kriminalisiert. Dies führt dazu, dass regelmäßig bis zu dreißig Prozent der Gefängnisinsassen der JVA Plötzensee Menschen sind, die ihre Strafen nicht bezahlen können, wenn sie ohne Fahrschein angetroffen wurden.

Massive Kontrollen der BVG betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll
Selbst der BVG-Sprecher Falkner weist darauf hin, dass die zusätzlichen Einnahmen aus dem sogenannten „erhöhten Beförderungsgeld“ bei weitem nicht den Aufwand deckt, den die BVG hat. Deshalb fordern die NaturFreunde die ständig zunehmenden Kontrollen einzuschränken und die Kriminalisierung von Fahrgästen zu unterlassen. Die NaturFreunde Berlin begreifen „Mobilität als Menschenrecht“. Menschen die aufgrund ihrer sozialen Situation in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, dürfen nicht vom gesellschaftlichen Leben in Berlin ausgegrenzt werden.

Aktionsmaterial und Ablauf von „Ticketteilen“
Für die Aktion haben die NaturFreunde 10 000 Flyer, 5000 Buttons, 3000 Plakate
und Aufkleber hergestellt. Mit diesen Materialien wollen wir auf die Aktion aufmerksam machen und zum Mitmachen ermutigen. Es wird regelmäßige Verteilaktionen vor Bahnhöfen geben und es besteht die Möglichkeit Materialien zu bestellen oder bei den aufgeführten Stellen abzuholen. Die Kampagne ist längerfristig konzipiert, deshalb werden wir Kooperationspartner und weitere Unterstützerinnen und Unterstützer für die Aktion werben und hoffen auf eine breite Beteiligung Einzelner aber auch von Initiativen und Organisationen.

Informationen zur Aktion „Ticketteilen“ finden Sie auf der Kampagnenhomepage: www.ticketteilen.org

Buttons & Materialien:

Bestellung bei:

NaturFreunde Berlin
Seebadstr. 27
13467 Berlin
Tel.: 030 / 833 20 13
E-Mail: mailto:“info@naturfreunde-berlin.de

Zum Mitnehmen bei:

NaturFreunde Deutschlands
Warschauer Str. 59 a
10243 Berlin

Buchladen „Schwarze Risse“
Gneisenaustraße 2
10961 Berlin

Naturfreundejugend Berlin
Weichselstr. 13/14
12045 Berlin

NaturFreunde Berlin
Paretzer Str. 7
10713 Berlin
(ab März 2014)

Naturfreundejugend
Kinder- & Jugendhalle MV
(auf dem Abendteuerspielplatz)
Königshorster Straße 1-9
13439 Berlin
(von14:00 – 18:00 Uhr)

Rückfragen bitte an
NaturFreunde Deutschlands
Landesverband Berlin e.V.

Uwe Hiksch                                                                                         Judith Demba
Stellv. Landesvorsitzender NaturFreunde Berlin               GF NaturFreunde Berlin
0176 / 62 01 59 02                                                                            0177 / 7782987
hiksch@naturfreunde.de                                                            geschaeftsstelle@naturfreunde-berlin.de

Ein Gedanke zu „Pressemitteilung zum Kampagnenstart

  1. Die IGEB e.V. – Berliner Fahrgastverband hat sich dazu auch Gedanken gemacht. Hier mal eine kurze Zusammenfassung:
    Alles was sich im Rahmen der Legalität bewegt, kann man auch machen. Es liegt jedoch in der Verantwortung der Fahrgäste, für die Einhaltung der Tarifbestimmungen zu sorgen. (Beispiel: der Ticketinhaber steigt früher aus…)
    Einen 0-Euro-Tarif für alle lehnt die IGEB ab. Es wird oft gesagt, dass der ÖPNV sehr umweltfreundlich ist. Aber Laufen und Fahrradfahren sind und bleiben am umweltfreundlichsten. Das muss sich auch im Geld widerspiegeln. Natürlich unterstützen wir eine grundsätzliche Vereinfachung der Tarife und eine pauschale Senkung der Tarife. Da kann Wien ein gutes Vorbild sein. Dort kostet ein Jahresticket 365 € im Jahr – 1 € am Tag.
    Sozialtarife für Empfänger von Hartz IV oder Grundsicherung sind von der Gesamtheit der Steuerzahler zu tragen, nicht nur zu Lasten der Fahrgäste oder durch die Verkehrsunternehmen.

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