Fahr grün statt schwarz
Berlin ist die Stadt des Teilens. Warum nicht also auch BVG-Fahrscheine? Die Naturfreunde Berlin haben jetzt die Aktion „Ticketteilen“ ins Leben gerufen. Daran nimmt man gerne teil.
Manchmal ist es so einfach, nett zu sein. Man muss keine besonderen Anstrengungen unternehmen oder extra Geld ausgeben. Man muss nur Inhaber einer BVG-Umweltkarte sein und sich einen kleinen grünen Button ans Revers heften. Der signalisiert anderen Menschen dann: Ich nehme dich mit – Du darfst auf meinem BVG-Ticket in Bus und Bahn mitfahren.
„Ticketteilen“, heißt die sympathische Aktion, ins Leben gerufen von den Naturfreunden Berlin. Seit einer Woche verteilen und verschicken sie die hellgrünen Anstecker in der Hauptstadt. Wer mitmachen will, kann im Internet unter www.ticketteilen.org einen Button bestellen oder ihn beispielsweise bei den Naturfreunden in Friedrichshain (Warschauer Straße 59a) abholen.
Die Idee: Viele BVG-Kunden nutzen ihre Umweltkarte gar nicht aus, mit der sie werktags ab 20 Uhr und an den Wochenenden ganztägig einen weiteren Erwachsenen und bis zu drei Kinder mitnehmen dürfen. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die kein Geld für ein BVG-Ticket haben. Mit den Buttons signalisiert man, dass jemand mitfahren kann.
Foto: Berliner Zeitung/Matthias Günther
Die Naturfreunde wollen mit der Aktion auf die, wie sie sagen, zunehmende Armut aufmerksam machen, für ein „Recht auf Mobilität“ werben und zum alltäglichen solidarischen Handeln auffordern. Alles ehrenwerte Ziele. Und sie tun es auf eine völlig legale Weise. Die BVG, sagt deren Sprecherin Petra Reetz, hat jedenfalls keine Einwände. Schließlich haben die Inhaber der Umweltkarten ja für das Recht bezahlt, weitere Personen mitzunehmen. Dass die Naturfreunde darüber hinaus noch Nahverkehr zum Nulltarif für alle fordern, sieht man bei der BVG dagegen skeptisch: „Dann bräuchten wir jedes Jahr 100 Millionen Euro mehr“, so Reetz.
Aber auch wenn man diese weitergehende Forderung nicht unterstützt, kann man beim Ticketteilen mitmachen. Einfach, weil man seinen Mitmenschen eine Freude macht. Und ziemlich sicher hat man selber auch etwas davon – zum Beispiel interessante Gespräche mit Leuten, die man ein Stück des Wegs mitnimmt.
5000 Buttons haben die Naturfreunde fertigen lassen. Angesichts der Größe Berlins ist das nicht viel. Die Initiatoren überlegen deshalb, die Aktion noch auszuweiten. Aber dafür braucht es Geld – beziehungsweise Mitstreiter wie andere Vereine und Initiativen. Auch hier gilt: Gemeinsam kommt man weiter.
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/stadtbild-zum-bvg-ticketsharing-fahr-gruen-statt-schwarz,10809148,26053540.html